Die geschichtliche Entwicklung Pielenhofens

Seit Urzeiten haben sich an der fischreichen Naab und in der Nähe der wildreichen Wälder Menschen angesiedelt. Bereits vor 3000 Jahren haben in dieser Gegend Menschen gelebt. Über die erste Besiedlung des Ortes Pielenhofen ist allerdings nichts genaues bekannt. Um 500 vor Christus ließen sich die Kelten hier nieder. Die ältesten Funde sind 25 Grabhügel auf dem Pielenhofener Nordberg (Käferberg), die vermutlich aus der Bronzezeit stammen. Die Kelten wurden während der Völkerwanderung im 6. Jahrhundert nach Christus durch die Bajuwaren verdrängt, die nun hier sesshaft wurden.

Zur Zeit Karls des Großen war die Naab Teil des uralten Handelsweges vom Norden Deutschlands in den Süden. Waren wurden über eine Handelsstraße bis in die Gegend von Burglengenfeld gebracht. Dort schiffte man sie ein und fuhr sie naababwärts zur Donau. Um die Wende des 1. christlichen Jahrtausends entstanden die ersten Rittergüter und Ritterburgen. Auch in unserer Gegend hat eine solche Ritterburg - wohl gegenüber der Freyung - gestanden.

Eine halbe Wegstunde westlich von Pyelnhof in Münchsried (Monechrivte) bestand ursprünglich ein adeliges Nonnenkloster nach der Regel des hl. Bernhard. Da das Kloster sich in einem sehr baufälligen Zustand befand, verkaufte ein Ritter Ulrich am 2. Februar 1240 nach inständigen Bitten der Nonnen sein 1137 hier erbautes Jagdschloss für 50 Pfund Regensburger Münzen an die Äbtissin Irmgard vom Zisterzienserorden.
Aus einer Urkunde vom 12. März 1240 geht hervor, dass Bischof Siegfried von Regensburg den Nonnen des Zisterzienserordens die Kirche Pielenhofen übertrug mit der Auflage, daselbst zu Ehren Gottes und der hl. Maria ein Kloster zu gründen. Das Kloster an der rechten Seite der Naab erhielt den Namen: "Portus Marianus - Maria am Gestade" Der Ort auf der linken Seite der Naab hieß Pielenhofen oder Pulenhouven. Hier wohnten Landarbeiter, Fischer, Flößer und Überfahrer. Die Ortsgemeinde und das Kloster wurden eine Arbeits- und Lebensgemeinschaft.

Die meisten Pielenhofener Einwohner kamen in die Dienste des Klosters. Die Namen Bleicher, Biersack, Bach, Endl, Jobst und Schmid lassen sich viele Jahrhunderte zurückverfolgen. Westlich von Pielenhofen waren Hopfengärten. 1372 besaß das Kloster eine Mühle und eine Brauerei. Es war ein landsässiges Kloster, d.h. die Äbtissin zählte zu den Landsassen, gehörte als "Prälatin" zum "Landstand", sie wurde in der "Landtafel" geführt und war Mitglied des "Landtages", der Vertretung der Stände.

Das Kloster stellte mit seinen Besitzungen eine klösterliche Hofmark dar, in der die Äbtissin nicht nur grundherrliche Rechte ausübte, sondern auch über Gerichtsrechte verfügte. In Pielenhofen saß dem Klostergericht aber nicht die Äbtissin vor, sondern ein Klosterrichter. 1726 wurde das Haus des Klosterrichters erbaut, das heute als Pfarrhaus dient. Malefizfälle, Verbrechen also, die zur Todesstrafe führen konnten, unterstanden der Gerichtsbarkeit des Landesherren.Im Mittelalter war der Frachtverkehr auf der Naab beträchtlich. Die vielen Eisenhämmer an der Naab und der Vils brachten ihre Erzeugnisse mit Lastkähnen zur Donau.

Im 15. Jahrhundert ist in Pielenhofen ein Hammerwerk bezeugt. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde in Pielenhofen ein Holzkohlehochofen gebaut. Durch den Glaubenswechsel des Herzogs von Pfalz-Neuburg wurde 1542 das Kloster der Zisterzienserinnen aufgehoben. Ein weltlicher Pfleger verwaltete für den Landesherrn das Klostergut. Pielenhofen wurde protestantisch, ein Pastor nahm hier Wohnung. So blieb es bis 1614. In diesem Jahr wurde Pielenhofen wieder katholisch.

1655 kauften die Mönche der Fürstabtei Kaisheim bei Donauwörth das Kloster Pielenhofen mit Pettendorf vom Herzog um 18 000 Gulden. Die weißen Mönche der Zisterzienser brachten neues Leben in das Naabtal. Sie bauten das Brauhaus aus und errichteten den jetzt noch stehenden vorderen Hauptteil des Klosters. Dann rissen sie die alte Kirche nieder und bauten die herrliche barocke Hallenkirche nach den Plänen des Baumeisters Franz v. Beer aus Vorarlberg. Der Bau der Kirche begann 1717 und wurde 1738 fertig gestellt.

Über eineinhalb Jahrhunderte waren die Zisterziensermönche in Pielenhofen tätig. Die Laienmönche bewirtschafteten das Klostergut und die Patres versorgten als Seelsorger die um- liegenden Ortschaften. Im Jahre 1803 mussten die Zisterzienser durch die Säkularisation das Kloster verlassen. Der größte Teil der Wirtschaftsgebäude des Klosters ging in Privathände, der Wald in den Besitz des Staates über. Drei Jahre später fanden die Karmeliterinnen aus München und Neuburg in den eigentlichen Klostergebäuden ihre letzte Zu- flucht. Sie brachten das heute noch viel verehrte Ecce-Homo Gnadenbild mit.

Im Jahre 1838 kauften die Salesianerinnen die Klostergebäude und errichteten ein Institut für Höhere Töchter. Für einige Jahre übernahmen sie auch den Volksschulunterricht in klostereigenen Räumen. Von 1912 - 1941 leiteten sie eine sechsklassige höhere Mädchenschule. 1941 wurde die Klosterschule geschlossen. Während des II. Weltkrieges beherbergte das Kloster als "Kinderlandverschickungslager" evakuierte Schüler aus Paderborn, Hamburg und Berlin, zuletzt auch noch ein Kriegslazarett. Von 1946 bis 1980 führten die Salesianerinnen wieder eine eigene Schule mit Internat, das Chantalgymnasium.

Nach umfangreichen Umbaumaßnahmen dienten die Schul- und Internatsräume seit dem Schuljahr 1981 den jüngsten Regensburger Domspatzen als Heimat. So hat Pielenhofen mit seinem Kloster und der 160-jährigen Tradition der Salesianerinnen (Schwestern der Heimsuchung Mariens), als Bildungs- und gern besuchte Wallfahrtsstätte sowie als beliebter Ausflugsort, bis heute seine Bedeutung nicht verloren.

(Text: ehemaliger Ortsheimatpfleger Dr. Gerhard Berens†)

2013 wechselte die Grundschule der Domspatzen von Pielenhofen nach Regensburg, das Kloster wurde von den Ordensschwestern verkauft. Zwischenzeitlich beherbergt das Kloster eine private Realschule sowie eine Fachoberschule.